A Quiet Place: Tag Eins (2024) (2024)

Der Mensch ist des Menschen Wolf. Erst recht in schweren Zeiten, wenn Angst und Ungewissheit regieren. So erzählen es viele der seit Jahren wie Pilze aus dem Boden schießenden Endzeitfilme und -serien. Das plötzliche Zusammenbrechen der zivilen Ordnung bringt die schlimmsten Eigenschaften in uns zum Vorschein, weckt animalische Instinkte, verwandelt uns in rücksichtslos-eigennützige Wesen. Eine Vorstellung, die in der Realität leider nicht selten Bestätigung findet. Gleichzeitig ist im Angesicht der Katastrophe aber oft auch Hoffnungsvolles zu beobachten: Sehr wohl sind wir in der Lage, das eigene Wohlergehen hintanzustellen, zu helfen, Trost zu spenden. Gemeinsam lassen sich große Widrigkeiten besser bewältigen. Zusammen sind wir stärker als allein.

In ebendieses Horn stößt der dritte Teil der 2018 mit A Quiet Place gestarteten dystopischen Untergangsreihe. Der an den Kinokassen und bei der Kritik überraschend positiv aufgenommene Erstling von John Krasinski schleudert uns unvermittelt in ein postapokalyptisches Szenario hinein: Nach einem Angriff durch blinde Aliens mit hochausgeprägtem Gehör überleben nur diejenigen, die möglichst leise sind. Familie Abbott, die zu Beginn einen Schicksalsschlag verkraften muss, kämpft fortan in einem konzentrierten, fast kammerspielartigen Szenario, das nahezu ohne gesprochene Worte auskommt, gegen die unnachgiebigen Invasoren. A Quiet Place 2 schildert den Weg der gebeutelten Familie durch ein verheertes Land, bietet einen größeren Überblick, mehr Figuren – und gerät leider auch generischer als der Vorgänger.

Wie der Schrecken seinen Anfang nahm, zeigt die Fortsetzung in einer einleitenden Rückblende. Der Fokus liegt dabei allerdings auf den Abbotts, die irgendwo in einer US-Kleinstadt leben. A Quiet Place: Tag Eins rückt nun viel umfassender den Auftakt der Invasion in den Blick und wechselt nach New York, wo die todkranke Samira (Lupita Nyong’o) in einem Hospiz ihrem Ende entgegensieht. Eigenführt wird sie als desillusionierte Zynikerin, die sich selbst einen schlechten Menschen nennt. Dass dem nicht so ist, dass aus ihr vor allem die Resignation, die kräftezehrende Krankheit spricht, begreifen wir nur wenig später. Als sie und andere Patient*innen einen Ausflug in ein Marionettentheater machen, bricht ohne Vorwarnung die Hölle los. Sam jedoch denkt in diesem Moment nicht nur an sich, sondern teilt etwa mit zwei Kindern die hastig besorgten Snacks.

Während in Manhattan unter chaotischen Umständen Evakuierungsmaßnahmen anlaufen, hat unsere Protagonistin mit Therapiekatze im Schlepptau ein anderes Ziel vor Augen. Endlich mal wieder eine Pizza essen, davon lässt sich sie auch jetzt, da die Aliens um sie herum wüten, nicht abbringen. Warum dieser Wunsch so groß ist, erfahren wir erst gegen Ende. Samiras Weg kreuzt irgendwann der verloren wirkende Engländer Eric (Joseph Quinn), der ihr fortan nicht mehr von der Seite weicht.

Wie schon die beiden Vorgänger schleppt A Quiet Place: Tag Eins Glaubwürdigkeitsschwächen mit sich herum. Etwas Wohlwollen braucht es schon, um zu akzeptieren, dass Sam trotz ihrer schlechten Verfassung diverse Male durch die Gegend rennt und um ihr Leben schwimmt. Merkwürdig auch, dass die Straßen New Yorks nach dem Angriff zwar verwüstet sind, von Leichen aber wenig zu sehen ist, obwohl die außerirdischen „Besucher“ rabiat zu Werke gehen.

Was allemal erstaunt: dass Regisseur Michael Sarnoski einen intimeren Ansatz wählt als John Krasinski im bombastischeren, konventioneller gestrickten zweiten Teil. Auch im Prequel kracht und knallt es. Gerade die Momente des Erstangriffs sind ungemein immersiv, lassen uns mit Samira durch die von Staub vernebelte Innenstadt taumeln und erinnern an die Bilder Manhattans nach 9/11. Das Herzstück des Films ist allerdings nicht das Alien-Spektakel, sondern die Beziehung zwischen der todgeweihten Protagonistin und ihrem zufälligen Begleiter. Obschon man vorhersehen kann, worauf ihre gemeinsame Odyssee hinausläuft, geht A Quiet Place: Tag Eins immer mehr unter die Haut.

Als Bedrohung sind die außerirdischen Kreaturen stets präsent. Inmitten des Infernos bremst der auch für das Drehbuch verantwortliche Sarnoski aber überraschend oft das Geschehen aus, um in stillen Passagen die zwischenmenschliche Ebene und die nicht unbedeutende Rolle der Therapiekatze zu ergründen. Wie wichtig in einer solch desorientierenden Lage die Nähe einer anderen Person ist, wird in kleinen Gesten und Blicken deutlich. Manch eine Gefahrenszene wirkt da fast wie ein pflichtschuldiger Einschub, um all jene Zuschauer*innen zu besänftigen, die für Endzeitkrawall ins Kino gekommen sind.

Der Thrill mag etwas abnehmen. A Quiet Place: Tag Eins hat dafür jedoch eine Reihe starker, nachhallender Bilder zu bieten: beispielsweise Sam, die in einem Menschenstrom in die entgegengesetzte Richtung läuft, eine durch die Luft schwebende Marionette, die einen Augenblick Freiheit verspricht, Sam und Eric, die die Donnerphasen eines Gewitters nutzen, um Anspannung und Verzweiflung hinauszuschreien.Wer Sarnoskis Debütwerk Pig gesehen hat, in dem Nicolas Cage als waldschratiger Ex-Sternekoch sein entführtes Trüffelschwein zurückholen will, wird vielleicht verwundert sein, dass sich der Regisseur auch hier, in einer Studioproduktion, eine gewisse Eigenständigkeit bewahren kann.

A Quiet Place: Tag Eins (2024) (2024)
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